
… in empfangender Geste nach oben geöffnet.
Eine Kindheitserinnerung, die mir geblieben ist; Das jährliche Holderströpfle. Jedes Jahr war es wieder soweit. Meine Mutter schnitt die reifen, prall behangenen Dolden und für uns hiess es, „ran an die Beeren!“
Wir sassen am Küchentisch, in der Mitte der Berg mit den geschnittenen Beerendolden. Er war so hoch, dass ich kaum die Schwestern auf der anderen Seite sehen konnte. Manchmal haben wir dazu gesungen, manchmal gestritten, meistens aber schweigend gestrüpflet. Die roten Finger nervten mich.
Unsere Mutter stand mit ihrer rot bekleckerten Schürze am Herd und rührte in grossen Töpfen. Sie verarbeitete unseren Nachschub zu feinem Kompott. Die heisse, dampfende Masse füllte sie in grosse Gläser, liess sie abkühlen und trug sie später wie ein kostbarer Schatz in die Vorratskammer.
Wir assen das ganze Jahr über Holderkompott – immer zu süssen Aufläufen, Gries – und Fotzelschnitten. „Das füllt die Bäuche, hält gesund und fit“, sagte unsere Mutter, wenn wir mal meckerten.
Mütter von damals wussten es noch. Schwarzer Holunder (sambucus nigra) hat einen unterstützenden Einfluss auf das Immunsystem. Mich wundert einfach immer wieder, wie alle Vitamin C – Süchtigen auf die Orange flippen, wo es doch weit gehaltvollere, auch einheimische, Pflanzen dafür gibt?
Massenhaft Vitamin C
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Quelle: Wikipedia-Ascorbinsäure
Anwendung von Holunder: Erkältungskrankheiten, Schnupfen, Stirnhöhlen, chronischer Schnupfen, fieberhafte, grippale Infekte ohne Schweiss.
Früher wunderte ich mich, wieso Holundersträuche häufig neben Güllenkästen wachsen. Meist auf der Rückseite einer Scheune.
„Weißt du“, sagte mir eine alte Frau, „ein Holderstrauch beim Haus wandelt
Schlechtes und hält es vom Haus fern.“
(Das hatten wir doch schon mal ähnlich bei Vinca minor)
WIE unterstützt Holunder denn das Immunsystem?
Weil er uns auf eine nächste Ebene katapultiert!
Es geht um Prozesse, um Erfahrung, um Reife. Es geht aber auch um das Erwachsenwerden und Verantwortung tragen.
Ein geschwächtes Immunsystem, Grippe, chronischer Husten oder Schnupfen, hat oft damit zu tun, dass wir Dinge schwer verstehen können. Je nach dem, reagieren wir eigensinnig oder emotional, haut uns den Nuggi raus, oder wir wollen uns vor der Aussenwelt verstecken. In dieser unsicheren oder sturen Eigenart, können wir schwer neue oder andere Betrachtungsweisen entwickeln. Und es kommt ein Punkt, wo wir keine Entscheidungen mehr treffen.
Wenn Energie ins Stocken gerät, wird das Immunsystem geschwächt.
… die Öffnung nach oben.
„Es fehlt die Geste der Öffnung nach oben“, sagt Roger Kalbermatten.
Holunder kann den nötigen Reifungsschritt den es zur Heilung braucht, einleiten; Aufeinmal können wir einen anderen Blickwinkel einnehmen oder eine überfällige Entscheidung treffen. Wir neigen dazu, alles Mögliche als Hürde zu sehen. Und diese Hürde zu nehmen, macht Panik.
Sambucus nigra bringt uns ins Schwitzen. Bringt uns von der Stagnation zurück in einen aktiven Prozess – Feuerenergie. Und das macht das Immunsystem stark!
Oft sitz ich im Garten und betrachte den heilsamen Strauch. Ich sag ihm; „Wenn ich irgendwas übersehen habe …, dann sag es einfach.“
Oder ich geniess einfach seine charmante Gegenwart. Hier, gleich beim Gartensitzplatz, nicht neben dem Güllenkasten 😉
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Mehr zu Vitamin C und Holunder
http://www.karl-heinz-herrmann.de/wellness/Kraeuter/Holunder-Hagebutte.php